Alt Kuneschhau
Das Bild, das uns heute bei einem etwaigen Besuch unsere Heimat
böte, würde uns wahrscheinlich enttäuschen, ist doch der größte
Teil der einstöckigen Blockhäuser durch Kriegseinfluß
vernichtet worden, andere wieder sind durch die Aussiedlung leer stehen
geblieben und sind dem Verfall preisgegeben. Nun wurde aber auch schon
früher (nach Bränden beispielsweise) bei Neubauten nicht mehr auf die
alte Bauweise zurückgegriffen, das Holz wurde vom Backstein (Ziegel)
als Baumaterial vollständig verdrängt, das einheitliche Dorfbild
wurde aber damit zerstört. Diese Entwicklung begann nach dem großen
Brand im Jahre 1921 und machte dann sehr rasch Fortschritte.

Bei einem Bauvorhaben in alter Zeit benötigte man weder Bauplan noch
Baumeister, die Ausmaße waren von früherher gegeben, das Haus wurde
von der Grundfeste bis zum Dach gewissermaßen in Eigenregie von den
Familienangehörigen, den nahen und fernen Verwandten, fertiggestellt
und da es kein Abweichen von der jahrhundertelang geübten Bauweise gab,
wußte jeder im vorhinein, wie das künftige Anwesen aussehen wird. Das
Baumaterial lieferte bis auf geringe Ausnahmen die Heimat selbst; die
Steine (die in der Gegend von Kuneschhau vorhandenen Gesteine Ryolith
und Andesit sind gute Bausteine!) für den Unterbau, das Holz für das
Stockwerk und den Dachstuhl, das Stroh für das Dach. Man ist heute
versucht, aus dieser Einstellung Mangel an Fortschritt abzuleiten, doch
war dieses Festhalten am Althergebrachten, wie schon erwähnt, in einer
festen Lebensordnung begründet, die seit jeher das ganze Dorfleben
beherrschte.

Erbrichterhaus in Kuneschhau im Jahr 1930
Das gab ja der Dorflandschaft ein einheitliches Gepräge,
keine Betonklötze verunstalteten das Landschaftsbild, keine kahlen
Wände ertöteten die Raumseele, die Häuser duckten sich förmlich wie
eine Herde in die Natur, als wären sie ein Teil derselben! Die Häuser
waren großräumige Sippenhäuser, die wie Bauernburgen anmuteten
und deren in jedem Ort zuletzt nur mehr wenige standen. Hier hauste und
wirtschaftete der Familienvater mit seinen Söhnen,
Schwiegertöchtern und Enkeln. In einem solchen Haus sollen einst bis
fünfzig Personen und mehr gelebt haben. Der Haushalt und die Wirtschaft
wurden gemeinsam geführt. Man wohnte in der großen Stube. Zum Schlafen
dienten für die Ehepaare die Kammern im Oberstock, während die Kinder
in der Stube und die unverheirateten Mädchen in den ebenerdigen Kammern
untergebracht waren. Erst das ungarische Erbteilunggesetz brachte
hier eine grundsätzliche Wandlung, zum Nachteil der Bewohner: eine
Sippenwirtschaft nach der anderen wurde aufgelöst und zwischen den
großen Sippenhäusern entstanden oft nur kleine ebenerdige Häuser.

Holzbauten, wie sie in jüngster Zeit anzutreffen waren (Buba
- gegenüb. d. Schule)
"Das stöckige Wohnblockhaus stand mit der Lang- oder
Traufenseite zur Straße, das Vorhaus oder kurz Haus ging
ohne Unterteilung durch und endete auf der anderen Seite ebenfalls mit
einer Türe, die nach dem Hofe führte. Die Küche lag in der
Regel parallel zur Stube. Beim Fehlen einer Küche stand der offene Herd
in der Stube neben dem Back- und Heizofen oder im Vorhaus. Zwei
Seiten des Oberstockes waren manchmal mit einem Gang auf der Außenseite
verstehen. Zur Dachbedeckung verwendete man Schauben aus
Roggenstroh (wegen der günstigen Wasserableitung!), als Dachform war
das Vollwalmdach üblich" (Dr. Hertha Wolf - Beranek).
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