Der sichtbarste Ausdruck ihrer Volkslebendigkeit war wohl die Tracht, d. i. die bäuerliche Kleidung der Haudörfler, und hier ganz besonders die Kleidung der Mädchen und Frauen. Die bäuerliche Volkstracht hat sich seit jeher vom städtischen Habit unterschieden, war nicht wie dort modischen Einflüssen unterworfen, war die dem Landvolk ureigene Kleidung, selbst geschaffen aus Sitte und landschaftlicher Eigenart. Wenn heute beispielsweise bei Commerzveranstaltungen für den Fremdenverkehr Trachtenumzüge als Attraktion herhalten müssen und die Kleidungsstücke nach getaner Arbeit wieder in den Schränken abgelegt werden, bildete im Gegensatz dazu die Tracht in unseren Heimatdörfern nicht nur sonntags die selbstverständliche Kleidung, ja man trug sie sogar unbehindert bei der täglichen Arbeit. "Diese konservative bäuerliche Haltung rührt aus der Verwurzelung mit dem Boden und Symbole dieses Wesens sind die Jahrhunderte hindurch erhaltenen Trachten, Lieder, Tänze, aber auch die Bauweise und – die religiöse Haltung".
Für die Bluse, das Miederchen (Moidala) nahm man reinweißes
Linnen. Das Glanzstück aber war der Brustfleck (Proußleck), der
mit farbenprächtigem Zierat ausgeschmückt war. Die Spitzen, besonders
für die Hauben und das Moidala wurden oft noch selbst von den
Frauen gehäkelt. Bei kühlerem Wetter trug man über dem Proußleck
auch noch eine Jacke, Rickal (Röcklein) genannt. Ältere
Bäuerinnen trugen an hohen Festtagen eine besonders reich bestickte
Jacke von bestem Tuch. Dieses Kleidungsstück nannte man Kassietl
(Kasel). Kassietl nähte früher ein Schneider im Oberort. Während
heute noch in Kuneschhauer Familien diese Trachtenstücke vorhanden
sind, ist das letztgenannte Kassietl nur noch schwerlich zu finden.
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